Der Attentäter von Magdeburg breitete im Internet in den vergangenen Jahren seine kranke Gedankenwelt aus. Die letzten Wochen vor seiner Tat dürfte Taleb A. in seinem eigenen Psycho-Tunnel verbracht haben, in der Vorbereitung auf eine Tat, die an vielen Stellen hätte verhindert werden können.
Ein friedlicher Weihnachtsmarkt, wie ihn in dieser Jahreszeit viele Städte haben. Unvermittelt rast ein Auto mit hoher Geschwindigkeit in dieses Idyll und hinterlässt auf 400 Metern eine Schneise des Grauens. Fünf Tote, eines davon ein Kind, und über 200 teilweise Schwerverletzte: ein Horror. Wer ist zu solch einer Tat fähig?
Er ist ein Facharzt für Psychiatrie aus der idyllischen Nachbarstadt Bernburg, wie sich nach seiner Festnahme schnell feststellen lässt. Der heute Fünfzigjährige stammt aus Saudi-Arabien und ist 2006 nach Deutschland gekommen. 2016 beantragt er Asyl und besitzt mittlerweile eine permanente Niederlassungserlaubnis.
Dr. Taleb Al A. ist aggressiver Islam-Kritiker und zählt sich zur saudi-arabischen Exil-Opposition. Er verließ seine Heimat nach seiner religiösen Abwendung vom Islam, die er in Saudi-Arabien angeblich nicht offen ausleben konnte, ohne ein Todesurteil zu fürchten. In einem früheren Interview sagt er: „Meine Familie hasst mich, mein Bruder hasst mich, meine Cousins hassen mich, nur weil ich nicht glauben kann, dass zum Beispiel die Hand eines Diebes abgeschnitten werden sollte.“
Nach Deutschland geflüchtet, engagiert er sich vor allem dafür, anderen Glaubensabtrünnigen zu helfen, ebenfalls Asyl zu beantragen. Dafür richtete er eine Webseite ein. Als letzter Eintrag steht dort allerdings der frustrierte Rat: „Sucht kein Asyl in Deutschland“.